• Startseite
  • /
  • Ergebnisse der Expertise über die hochspezialisierte Viszeralchirurgie am Spital Sitten
data_art_2187254.jpg
Copyright

Ergebnisse der Expertise über die hochspezialisierte Viszeralchirurgie am Spital Sitten

Zugleich sollten die Gastroenterologie und die Anästhesie neu organisiert werden. Die hochspezialisierte Medizin (HSM) ist wichtig für die gesamte Spitaltätigkeit im Wallis und soll in Zusammenarbeit mit den Universitäts-spitälern fortgeführt werden. Deshalb fordert Departementsvorsteherin Esther Waeber-Kalbermatten Spital Wallis auf, Massnahmen zu ergreifen, damit der Fachbereich der hochspezialisierten Viszeralchirurgie dauerhaft beibehalten werden kann.

Im Oktober 2013 wurde Viszeralchirurg Prof. Jean-Jacques Houben von Departementsvorsteherin Esther Waeber-Kalbermatten beauftragt, eine Expertise über die hochspezialisierte Viszeralchirurgie (Chirurgie des Verdauungstraktes) am Spital Sitten durchzuführen. Diese Expertise wurde in Auftrag gegeben, nachdem die Behandlungs-qualität in diesem Fachbereich in Frage gestellt wurde.

Schlussergebnisse der unabhängigen

und neutralen Expertise

Der Experte ist der Ansicht, dass das Spital Sitten und der Kanton alles daran setzen müssen, um sich der Herausforderung einer qualitativ hochstehenden Behandlung in diesem Bereich zu stellen.

Die Anzahl behandelter Patientinnen und Patienten und die Bedürfnisse zur Behandlung solcher Krankheiten rechtfertigen weiterhin hochspezialisierte Eingriffe an Leber, Bauchspeicheldrüse und Dickdarm/Mastdarm (Kolon/Rektum). Diese Leistungen sind in Partnerschaft mit dem Waadtländer Universitätsspital (CHUV) zu entwickeln, wie es in der inzwischen eingegangenen Vereinbarung vorgesehen ist. Da in der Speiseröhrenchirurgie zu wenig Eingriffe durchgeführt werden, sollten diese nur noch dann in Sitten vorgenommen werden, wenn Chirurgen des CHUV diese ausführen.

Der Experte hält in seinem Bericht fest, dass das Spital Sitten auf ein Team zählen kann, das die chirurgischen Techniken bestens beherrscht uns sich somit der hochspezialisierten Behandlung stellen kann. Dieses Team kann sich zudem auf hoch- stehende bildgebende Verfahren, ein verlässliches und speditives biomedizinisches Labor, eine leistungsstarke Onkologie-Abteilung, eine erfahrene anatomisch-pathologische Abteilung, ein anerkanntes Traumazentrum sowie eine leistungsstarke Intensivstation und kompetente Krankenpflege stützen.

Das Spital Sitten muss allerdings raschmöglichst die Organisation seiner Anästhesie und Gastroenterologie optimieren, damit die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der hochspezialisierten Viszeralchirurgie verbessert werden kann. Durch die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit sollen die Entscheide bezüglich Operations-Indikationen verbessert werden. Der Experte stellt mehrere dieser Indikationen infrage, da er das Eingehen gewisser chirurgischer Risiken bei Bauchspeicheldrüsen- und Lebereingriffen als gewagt und unnötig bezeichnet. In Sachen Leber-eingriffe weist der Experte darauf hin, dass keineswegs bewiesen und auch nicht davon ausgegangen werden kann, dass ein anderes Team oder ein anderes Umfeld den Walliser Patienten einen grösseren Nutzen gebracht hätte. Prof. Houben unterstreicht ebenfalls, dass mehrere als unheilbar eingestufte Patienten ohne Aussicht auf einen therapeutischen Nutzen operiert worden sind.

Diese Ausweitung von Operationen auf unheilbare Fälle verschlechtert die Ergebnisse des Spitals Sitten in Sachen postoperative Mortalität. Die Mortalitätsrate in der hochspezialisierten Leber- und Bauchspeicheldrüsenchirurgie liegt daher über den internationalen Vergleichswerten. Obschon mit Vorsicht zu interpretieren, sind diese Werte nicht zufriedenstellend. Bei den Speiseröhren- und Dickdarm/Mastdarm-Eingriffen liegt die Mortalitätsrate hingegen nahe bei den erwarteten Durchschnitten.

Zukunft der hochspezialisierten Medizin im Wallis

Auf der Grundlage der Empfehlungen des Experten fordert das Gesundheitsdepartement Spital Wallis auf, alles daran zu setzen, um die Beibehaltung und die Weiterentwicklung der hochspezialisierten Viszeralchirurgie im Spital Sitten zu gewährleisten. Zusätzlich soll Spital Wallis folgende unverzichtbare Massnahmen ergreifen:

1. Strikte Umsetzung der am 21. Februar 2014 mit dem CHUV eingegangenen Vereinbarung, welche die systematische Organisation gemeinsamer interdisziplinärer Kolloquien zwischen CHUV und Spital Sitten, die Ernennung von HSM-Ärzten in Zusammenarbeit mit dem CHUV, die Mobilität und den Austausch der chirurgischen Teams sowie eine Kommission zur Überwachung der Zusammenarbeit vorsieht.

2. Festigung der hochspezialisierten Medizin durch die Schaffung eines multidisziplinären medizinischen Steuerungsausschusses. Dieser Ausschuss wird dafür zuständig sein, das HSM-Projekt im Spital Wallis umzusetzen, namentlich indem die erforderlichen Kompeten-zen angeworben werden, die Anästhesie verstärkt involviert wird und die Gastroenterologie reorganisiert wird.

3. Umsetzung klinischer HSM-Behandlungspfa-de, die im gesamten Kanton angewendet werden. Diese Behandlungspfade definieren, in welchen verschiedenen Spitalabteilungen die HSM-Patienten behandelt werden. Es müssen alle Standorte des Spital Wallis, einschliesslich Oberwallis, miteinbezogen werden. Diese Massnahme ist Teil der politischen Leis-tungsaufträge 2014, die vom Grossen Rat angenommen wurden.

4. Stärkung der medizinischen Leitung. Es gilt, ein internes Reglement zu definieren, das namentlich die berufsethischen Grundsätze ent-hält. Zudem muss auf der Grundlage von verfügbaren Indikatoren regelmässig die Behandlungsqualität evaluiert werden.

5. Das Spital Wallis auf ein gemeinsames Projekt zu einen, das die HSM miteinbezieht. Dabei soll die interne Kommunikation ausgebaut werden. Diese muss dem Spitalpersonal nament-lich ein medizinisches Projekt, das die HSM miteinbezieht, näherbringen. Dieses Projekt ist von den Führungsinstanzen gemeinsam mit der Ärzteschaft und den Pflegenden auszuarbeiten. Die Leitung muss ganz auf das medizinische Projekt des Spitals ausgerichtet sein.

Die Entwicklung und die dauerhafte Beibehaltung der hochspezialisierten Medizin im Wallis ist wichtig und eine grosse Herausforderung für das Gesundheitswesen. Die Walliser Patientinnen und Patienten müssen in den Genuss einer qualitativ hoch stehenden und geographisch nahe liegenden Behandlung kommen.